Zurück2016/06/20

Smart und Swiss aus Überzeugung

Auf 140 Jahre Innovationsgeschichte kann die Birchmeier Sprühtechnik AG in diesem Jahr zurückblicken. VR-Präsident Jürg Zwahlen zieht eine Bilanz dieser Jahre und begründet den Unternehmenserfolg.
Die Birchmeier AG fertigt für Industrie und Gartenbau. Der Exportanteil liegt bei circa 70%, mehr als 40 Länder werden beliefert.

Vollautomatisch erhitzt die Kunststoffblasmaschine das Polyethylengranulat auf 208 Grad, formt es zu einem Schlauch und bläst es umgehend in eine Gussform. Was vor einigen Sekunden noch ein Klumpen Plastik war, ist zu einem Behälter mit 15 Litern Fassungsvermögen geworden, der im weiteren Herstellungsprozess eine Iris 15-Rückenspritze wird. 111 Einzelteile sind daran beteiligt: Gewinderinge, Kolben, Dichtungen, Düsen und viele mehr, alle mit einer Ersatzteilgarantie bis zehn Jahre.

Die Iris 15 ist ein Klassiker aus dem Sortiment der Birchmeier Sprühtechnik AG aus dem Schweizerischen Stetten. An die 300 Produkte für den professionellen Gartenbau, für private Anwendungen und die Industrie werden hier gefertigt. Das soll nach Meinung von Jürg Zwahlen, seit 2003 Verwaltungsratspräsident und Mehrheitsaktionär, so bleiben. Auch wenn der Schweizer Franken für das Unternehmen, dessen Exportanteil circa 70 Prozent beträgt, eine extreme Belastung darstellt. 

Den Anfang machte die Reblaus
Gegründet wurde die Birchmeier Sprühtechnik AG 1876 in Künten unter dem Namen „Trost & Cie“. Wie viele andere kleine Manufakturen in der Region stellte sie Pfannen und Blechprodukte her. Doch das Jahr 1892 markierte einen Wendepunkt: Das Unternehmen entwickelte die weltweit erste Rückenspritze. Grund dafür war die Reblaus. 1874 erstmals aufgetreten, hatte man sie anfänglich mit Wasser und Feuer, aber auch mit Gift bekämpft. Hier setzte Johann Babtist Birchmeier an. Der Buchhalter und stille Teilhaber der damaligen Manufaktur entwickelte als Alternative zu Eimer und Schwenkpinsel eine tragbare Rückenspritze. Als Behälter diente eine Holztause, wie sie in der Weinlese zum Einsatz kommt. Dieses erste sowie die zwei nachfolgenden Modelle – nun mit den stilbildenden aussenliegenden Pumpen – wurden begeistert aufgenommen und auf Ausstellungen von Berlin bis Paris ausgezeichnet. 

Technische Entwicklungen und Ölkrise
1907 übernahm Johann Babtist Birchmeier das Unternehmen und nannte es neu Birchmeier und Cie. Sein Nachkomme Hans, der bis zu seinem Tod 1981 die Geschicke des Unternehmens prägte und weitere Innovationen lancierte, trat 1911 ein. In diese Zeit fielen unter anderem die Entwicklung der ersten Motorspritze 1929 sowie die Ablösung der Metallbehälter durch geblasenen Kunststoff 1972. Doch die Ölkrise 1973 hinterliess ihre Spuren, und nur mittels Innovationen, Umstrukturierungen und Modernisierungen konnte das Unternehmen seine führende Position in der Sprühtechnik halten.

Innovationen werden groß geschrieben
Die Birchmeier AG exportiert ihre Produkte heute in mehr als 40 Länder. „Qualität, Zuverlässigkeit und Innovation tragen eine Firma“. Das sind die Werte, für die Birchmeier steht. „Unser Ziel sind funktionale, langlebige Produkte, kein Schnickschnack.“, so Jürg Zwahlen.
Zahlreiche Innovationspreise hat das Unternehmen, dessen Sitz 1997 von Künten nach Stetten verlegt wurde, über die Jahre gewonnen. Egal ob Kanister mit Dosierfunktion (Rapidon 6), Salz- und Granulatstreuer (Granomax) oder erste Akku-Rückenspritze mit elektronischer Druckregelung (REC 15) – in Stetten wirken findige Geister.
Einer davon ist Jürg Zwahlen selbst, denn viele Erfindungen gehen auf ihn zurück. So das Handsprühgerät Foxy Plus. „Eine Bekannte hatte sich beklagt, dass sie beim Bügeln die Hemden immer hochnehmen muss, da ihr Sprüher nur aufrecht funktioniert. Da fragte ich mich: Gibt es wirklich kein System, das in jeder Lage arbeitet?“ Und schon war die Idee des 360° Druckspeichergeräts für Haus und Garten geboren. Für Jürg Zwahlen ist Innovation ein Prozess. „Man muss intuitiv spüren, was den Leuten wichtig ist, wo ein Mangel herrscht. Dann beginnt man, die Idee zu strukturieren und ein Produkt daraus zu entwickeln.“
Bis zu drei Jahre können verstreichen, bis aus einer Idee ein fertiges Produkt wird. Entwicklung, Produktion, Montage, Verkauf, Logistik:  Das alles geschieht  vor Ort im Schweizerischen Stetten. „Und das wird auch so bleiben“, erklärt der 63-Jährige, „auch wenn der Franken überbewertet und die Birchmeier AG auf die internationalen Märkte angewiesen ist.“
Letztes Jahr hat das Unternehmen abermals den Maschinenpark ausgeweitet. Eines ist klar: In Stetten werden die Hände nicht in den Schoss gelegt. Auch weiterhin werden hier Spritz- und Sprühgeräte „Made in Switzerland“ produziert, denn diese Qualität schätzen die Kunden im In- und Ausland.

Erstverwendung: gplus, 09.03.2016

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